Kaspar Hauser Mensch

Ludo Vici / 1 H / frei zur UA

Nicht die Gestalt Hau­ser ist der Held die­ses Mono­logs, nicht der his­to­ri­sche Kas­par über den  immer wie­der aufs Neue geschrie­ben und dis­ku­tiert wird und dort irgend­wo bei den Akten liegt. Es spricht der Mensch.

Aus der Fins­ter­nis sei­ner Höh­le, aus der Dun­kel­heit eines nur vagen Selbst, tritt er hin­aus ans Licht. Aber es ist nicht das erhoff­te Licht der Erkennt­nis, nicht das Licht eines erfüll­ten Lebens. Das Licht, das er sieht, ist ledig­lich die Beleuch­tung einer Welt, die sich in der Orga­ni­sa­ti­on mensch­li­chen Lebens im Diens­te der Macht ein­ge­rich­tet hat.

Wir sehen hier eine ursprüng­lich dump­fe, sprach­lo­se Krea­tur, die auf frap­pie­rend schnel­le Wei­se lernt mit Wor­ten umzu­ge­hen, weil sie ver­stan­den hat, dass, wenn sie von Wort­ge­wal­tig­keit einer Gesell­schafts­ma­schi­ne­rie in die Enge getrie­ben wird, ihrer­seits sich eben­falls nur mit Wort­ge­walt weh­ren kann.

Es ist das Plä­doy­er eines Außen­sei­ters. Getrie­ben wird er dabei jedoch nicht von einer Ideo­lo­gie, son­dern aus­schließ­lich von sei­ner urei­ge­nen mensch­li­chen Sehn­sucht nach einer wahr­haf­ti­gen Iden­ti­tät, des wun­der­ba­ren Rät­sels des eige­nen Mensch-Seins.

Gekürz­te Fas­sung von Peer Rabens Text zu Kas­par Hauser

Foto: